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26.03.2025

Was wir säen und was wir ernten

Gedanken von Direktor Dirk Brall über die Nachhaltigkeit als Haltung im LÜCHTENHOF. Gemeinsam mit seiner Frau Stephanie Brall verantwortet er seit Sommer 2021 die Direktion des LÜCHTENHOF.

Tony Rinaudo fährt mit seinem Wagen in die Wüste fährt, er ist verzweifelt. Viele Jahre hat der Agrarökonom versucht, die wachsende Ausbreitung der Wüsten aufzuhalten. Mit viel Geld und Arbeitskraft aus UN-Mitteln hat er unzählige Bäume auf dem afrikanischen Kontinent gepflanzt. Doch die meisten Setzlinge sind eingegangen. Der Australier fühlt die vielen vergeblichen Jahre seiner Arbeit. In seiner Verzweiflung kniet er nieder, spricht ein Gebet und bittet um Vergebung für die zerstörte Natur und um offene Augen für das, was zu tun ist. Dann fällt sein Blick auf einen unscheinbaren Trieb, der sich näher betrachtet nicht als Strauch, sondern als Baum erweist. Bisher wurden diese Sprösslinge als Feuerholz gerodet. Er fängt an, die Wurzeln zu aktivieren und die Triebe zu beschneiden.

Text: Dirk Brall / Fotos: Stephanie Brall / Porträt: Mirijam Wortmann / Siebdruck: Ann-Kathrin Blohmer

Als wir gemeinsam mit den Verantwortlichen im Bistum Hildesheim den Schatz des Namens LÜCHTENHOF entdeckten, war es auch wie ein Graben an den Wurzeln dieses Ortes. Hier wurden vor 700 Jahren die Lüchten, die Kerzen, für die Prozessionen gezogen. Für jene, die auf dem Weg waren, die Straßen dieser Stadt zu wandeln. Einst lebten hier Ordensgemeinschaften, wie die Fraterherren, die Kapuziner und die Jesuiten. Dann wurden hier 200 Jahre lang die Priester für das Bistum Hildesheim ausgebildet, bevor das Ensemble vor 25 Jahren zum Tagungs- und Bildungshaus weiterentwickelt wurde. Seit der Rückbenennung auf den alten, vergrabenen Namen versuchen wir mitzuwirken daran, diesen Schatz behutsam freizulegen und immer wieder in die Gegenwart zu lesen.

Der Vorarlberger Architekt Bernardo Bader hat einmal über seine traditionsreiche, innovative und nachhaltige Holzarchitektur gesagt, dass er nicht erfinden würde, sondern finden. Das heißt, nicht unbedingt etwas Neues zu schaffen, sondern das, was vorhanden ist, in die Gegenwart zu holen. Einem, der vor Jahren im Innenhof einen Apfelbaum gepflanzt hat, bringe ich jeden Herbst ein paar dieser Äpfel und höre ihm zu, was er an diesem Ort erlebt hat. Denn wir ernten so oft, was wir nicht gesät haben – und wir säen oft auch, was wir nicht ernten werden. Umso wichtiger, uns zu bedanken bei denen, die vor uns gesät haben, und dass wir aufmerksam sind mit dem, was wir säen. Der frühere UN-Generalsekretär Dag Hammerskjöld notierte in sein Tagebuch: Dem Vergangenen: Dank! Dem Kommenden: Ja!

Unter Inanspruchnahme einer Bundesförderung wurde im Zuge der Neuausrichtung des LÜCHTENHOF eine Pelletheizung installiert, ergänzt durch einen Gaskessel zur Abdeckung von Spitzenlasten. Seitdem wird das weitläufige Gebäudeensemble weitestgehend nachhaltig beheizt. Der Einbau war umfassend und erfordert auch nach drei Jahren noch Anpassungen und Feinjustierungen für unseren Haustechniker Uwe Arzenton. Dennoch stellt diese Maßnahme einen bedeutenden Schritt in Richtung Nachhaltigkeit dar.

Neben der Energiegewinnung ist das Essen ein wichtiger Baustein bei der Frage nach ressourcenschonendem Umgang. In den letzten Jahren haben wir gemeinsam mit der Küchen- und Hauswirtschaftsleitung Heidi Schilling und unserem Koch Dennis Krastinat die Küche weiterentwickelt. In unseren öffentlichen LÜCHTENHOF-Veranstaltungen wird saisonal und vegan gekocht, für unsere Tagungsgäst:innen bieten wir Bio-Fleisch und gemüsereiche Kost an. Und in der Fastenzeit kochen wir vegetarisch, um den Fleischkonsum weiter zu minimieren. Aufgrund der frischen Zubereitung und ausgewählten Rezepte empfinden wir dies weniger als Verzicht und vielmehr als Bereicherung. Zeitgenössische Klosterküche nennen wir das und probieren auch dort, Tradition und Innovation zu verbinden.

Unsere Corporate Identity lebt vom Storytelling. Entlang der Wegmarken des Bistums und der (Kirchen-)Jahreszeiten haben wir vier Werte entwickelt, in die wir uns als gastfreundlicher Ort einüben. Wir wollen sein: verwandelnd (wie Ostern im Frühling), verspielt (wie Pfingsten im Sommer), verbindend (wie Erntedank im Herbst) und verletzlich (wie Advent im Winter). In allem lädt uns der LÜCHTENHOF immer wieder ein, das Leben als Gleichnis wahrzunehmen, wie jenes vom Senfkorn, welches in der Dunkelheit Wurzeln schlägt, um dann in seien Zweigen den Vögeln zum Rastplatz zu werden. Eine Geschichte von Schatten und Lücht, Tiefe und Weite, Jahres- und Lebenszeiten. Ein Gleichnis fürs Leben wie der LÜCHTENHOF selbst.

Entlang der Rhythmen dieser Jahres- und Tageszeiten entwickelten wir Veranstaltungsformate, Kulinarik, Ästhetik, Unternehmenskultur und wissen uns darin mit der schöpfungsspirituellen klösterlichen Vergangenheit des Ortes tief verbunden. In diesem Sinne erstellen wir auch sämtliche internen und externen Kommunikationsmittel. Homepage und Instagram-Kanal sind gleichermaßen informativ, funktional, inspirierend, ästhetisch sowie inhaltlich jederzeit relevant und aktuell. Veraltete Flyerstapel, die weggeschmissen werden müssen, gibt es bei uns nicht. Stattdessen entwickeln wir zeitlose Postkarten, die gleichermaßen als Visitenkarte, Werbemittel und Geschenk fungieren. Gerne nehmen unsere Gäst:innen diese mit und machen anderen damit eine Freude. Zugleich wird der LÜCHTENHOF auf diese Weise bekannt gemacht.

Es sind viele Bausteine, die wir bedenken und umstellen können. Im Bereich Reinigungsmittel haben wir auf einen Bio-Hersteller umgestellt. Im Bereich Gästemanagement verschicken die Kolleginnen Beatrix Grünwald und Annette Springmann mittlerweile die meisten Rechnungen digital. Auch bei den Fragen nach zukünftigen Sanierungen werden wir unserem Wunsch nach einem nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen weiterhin nachgehen.

Bei allem Tun begleiten uns unsere vier Werte und die Frage: Wie können wir Resonanz erzeugen? Wie können wir bleibende Momente entstehen lassen? Was wollen wir weglassen oder freilegen, um zum Wesentlichen zu kommen? Der Filmemacher Wim Wenders schrieb einmal vor vielen Jahren über die Zehn Gebote, dass sie eigentlich im Futur zu lesen sind und von der Grundannahme ausgehen, dass alle Lebewesen geliebte Geschöpfe sind. Wenn wir uns dieser göttlichen Liebe bewusst sind, wird aus dem „Du sollst“ ein „Du wirst“. Was für eine andere, gegenwärtige Lesart dieser alten Zeilen. Aus einem scheinbaren Gesetzestext wird ein Versprechen für ein erfülltes Leben.

Dieser Liebe bewusst zu sein, heißt für uns auch, nachhaltig nicht sein zu müssen, sondern zu wollen. Es heißt dann nicht mehr verzichten müssen, sondern verbunden zu teilen. Weil es unser Leben lebenswert macht. Weil wir dankbar über das sind, was wir haben. Weil wir ernten dürfen, was andere gesät haben. Und weil wir nicht auf Kosten kommender Generationen säen und leben wollen, sondern ihnen ein Erbe hinterlassen wollen, das sie stärkt für ihr Leben.

Die Entdeckung der Wüstenpflanze veränderte den Blick Tony Rinaudos. Nachdem er die Wurzeln freigelegt hatte, wuchs aus dem Boden wieder ein Baum. Er fand heraus, dass ein riesiger Wald unter dem verödeten Wüsten lag und ließ sämtliche Wurzeln und Baumstümpfe freilegen. Alles war also schon da, wollte lediglich gehoben und entdeckt, gefunden und gelesen werden. Aus den unterirdischen Verzweigungen sprießen heute tausende Bäume hervor, die unzähligen Menschen nicht nur die Lebensgrundlage sichert, sondern Würde und Hoffnung geben.

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