Lüchtspiel „Wir lassen los."
Lüchtspiele sind die Inspirationstage des LÜCHTENHOF, zu denen Stephanie Brall und Dirk Brall zwei Expert:innen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft einladen. Menschen, die uns an ihrem Lebenswandel teilhaben lassen und wie sie so Gesellschaft wandeln. Wir erfahren von ihren Träumen und Realitäten, von Schaffen und Schatten, vom Lüchten und Suchen und Schritt für Schritt. Mit Schriftstellerin Elke Naters und Pater Benedikt Lindemann OSB Cam erlebten wir einen bewegenden Tag zum Thema "Wir lassen los."
Schriftstellerin Elke Naters begleitet Menschen in ihrer wöchentlichen WELT-Kolumne über die Liebe, in ihren Büchern und in ihrer "School of love". Pater Benedikt M. Lindemann OSB Cam begleitet Menschen in die Stille. Im Kloster und in Krankenhäusern. Ein Lüchtspiel mit zwei Menschen, die in der ganzen Welt Orte und Gemeinschaften gegründet haben. Die immer wieder weitergezogen sind. Ein Lüchtspiel übers Loslassen und Sein. Im Leben und im Sterben. Ein Tag wie eine Suche. Zwischen laut und leise.
Fotos & Text: Stephanie Brall / Weitere Fotos: Frederik Preuschoft
I find treasures in places where others see dark corners.
„Herzzerreißend. Und gleichzeitig die Ermunterung, mehr zu lieben. Jetzt!“, sagt Doris Dörrie über Elke Naters neues Buch „Alles ist gut, bis es das dann nicht mehr ist“. „Elke Naters weint und möchte schreien, sie lacht, sie lauscht, sie liegt – und liebt. In der Trauer ist sie nicht ‚stark wie ein Baum‘, sondern ‚biegsam wie ein Halm‘, und wie sie davon erzählt, ist ein großes Geschenk“, sagt Katja Kullmann.
Es ging alles sehr schnell. Elke Naters und ihr Mann Sven Lager hatten andere Pläne und ans Sterben hat Sven Lager bis zu seinem Tod nicht gedacht. Fast dreißig Jahre haben Elke Naters und er ein ungewöhnliches Leben geführt, eines, das frei war von gesellschaftlichen Konventionen und voller Abenteuer und Überraschungen. Ob in Kapstadt, in Bangkok oder in Berlin – sie hatten mal mehr und oft weniger Geld, große Ideale und engagierten sich politisch und sozial, wo immer sie sich gerade aufhielten. Unter anderem gründeten sie in aller Welt „Sharehouses“. Der Tod ihres Mannes hat alle Bereiche ihres Lebens zutiefst erschüttert. Elke Naters teilte beim Lüchtspiel, woraus sie Kraft schöpft und wie es für sie selbst nach der schlimmsten Katastrophe einen Weg nach vorne gibt.
Das Kloster, dem Pater Benedikt viele Jahre vorstand, befindet sich auf dem Berg Zion in Jerusalem. Hier fand nach alter christlicher Erzählung das letzte Abendmahl statt. Hier war das erste Lebenszentrum der Urkirche, wo sie zu Pfingsten von der Heiliggeistkraft erfüllt worden sein sollen. Hier auch der Ort, an dem Maria entschlafen sein soll, daher auch der Name „Dormitio Beatae Mariae Virginis“. Viele Jahre später, im Jahr 2013, gründete Pater Benedikt mit anderen Brüdern ein kleines Kloster am Rande von Hildesheim, das mittlerweile „Eremo St. Romuald“ heißt. Dort begleitet er seitdem viele Menschen in die Stille, zurück ins Leben, und tat dies viele Jahre auch an der Seite von Sterbenden im Hildesheimer Bernwardkrankenhaus. Von seinen bewegenden Erfahrungen an den Schwellen des Lebens teilte Pater Benedikt M. Lindemann OSB Cam beim Lüchtspiel auf bewegende Art und Weise.
Gemeinsam mit Gäst:innen aus ganz Deutschland und mit Elke Naters und Pater Benedikt erlebten wir ein einzigartiges Lüchtspiel, gerahmt von Stephanie Brall und Dirk Brall. Zwischen Aktion, Interaktion, Kontemplation und Storytelling. Siebdrucken mit Ann-Kathrin Blohmer und Kerzen kreieren mit Lioba Kolbe. Und immer wieder dem Lücht, das durch die Zeilen und Risse unseres Lebens, durch Lautes und Leises hindurchschimmerte.
Lüchtspiele leben von kleinen Interaktionen, inspirierendem Austausch, zwischen den Zeilen hören, Fragen wagen, draußen und drinnen, alleine, zusammen, gemeinsam weiter.
Leben teilen und saisonales Essen. An langen Tafeln und in kleinen Nischen. Birne und Bete mit Wildkräutersalat und Zwiebel-Crostini. Hausgemachte Kürbis-Gnocchi mit Pfifferlingen, Spinat und geschmolzenen Tomaten. Zum Nachtisch Strudeltörtchen vom LÜCHTENHOF-Apfel mit warmer Vanillesauce. Küchenleitung Heidi Schilling und Koch Dennis Krastinat verwöhnten uns mal wieder rundherum. Lücht geht eben auch durch den Magen!
In der Mitte des Tages innehalten mit Stephanie Brall, Dirk Brall und Ann-Kathrin Blohmer. „Mittagslücht“, so nennen wir unser liebgewordenes Ritual in den Lüchtspielen und Retreats. Eine viertel Stunde lang verweilen, Kerzen zünden, zwischen den Zeilen verweilen, eintauchen in Stille, Klänge und ins Lücht, das sich durch die Fenster in den schönsten Farben bricht. Lauschen, summen, beten, wünschen, wahrnehmen: Ich-bin-da.
In die Stille hineinlauschen, das tat ich schon als Kind.
Im anschließendem Werkstattgespräch mit Stephanie Brall, Elke Naters und Pater Benedikt teilten wir Fragen miteinander und kamen in bewegenden Austausch.
Stephanie Brall und Dirk Brall sagen: Danke. Sehr. Dass ihr bei uns eingekehrt seid, war uns ein Fest. Danke fürs Lebenteilen, Elke Naters und Pater Benedikt M. Lindemann OSB Cam. Danke Ann-Kathrin Blohmer und Lioba Kolbe für die Werkstattzeiten. Ans gesamte LÜCHTENHOF-Team von Herzen Dank für die fantastische Beherbergung und das feine vegane Essen. Es war uns eine Freude, einander Weggefährt:innen zu sein, für einen Tag lang. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!
Noch
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